Das Rupert Centre for Art, Residencies and Education, das Goethe-Institut Vilnius und die Akademie der Künste der Welt (ADKDW) richten gemeinsam das internationale Künstler*innen-Förderprojekt Mutual Empathies aus. Die erste Ausgabe des Programms umfasst Residenzen, Produktionen und öffentliche Veranstaltungen in Vilnius, Köln sowie online zwischen November 2024 und Februar 2025.

Das Leitprinzip von Mutual Empathies basiert auf den gemeinsamen Werten der drei Organisationen: Künstler*innen mit unterschiedlichen Hintergründen und Privilegien zu vernetzen, um das gegenseitige Verständnis und die Kooperation zu befördern. Die Entwicklung und aktive Praxis von Empathie sind essentiell, um positive Lösungsansätze für eine gemeinsame Zukunft zu entwickeln. Indem die Netzwerke, Ressourcen und Perspektiven der drei Organisationen zusammengeführt werden, entsteht eine Plattform, die Individuen und Gemeinschaften verbindet, die sich sonst nicht begegnen würden. Das Programm zielt darauf ab, künstlerische Positionen zu fördern, die sich auf bedeutungsvolle und zugleich spielerische Weise mit den komplexen und anhaltenden Auswirkungen der Klimakatastrophe auf diverse regionale Gemeinschaften auseinandersetzen. Dabei sollen einige der zahlreichen schwierigen ökopolitischen Fragen thematisiert werden, mit denen unsere globale Gesellschaft konfrontiert ist.

Die Künstler*innen wurden von einer Jury bestehend aus Kulturexpert*innen aus Europa, Asien, Südamerika und Afrika nominiert. Aus dieser Gruppe wurden zwei interdisziplinäre Künstler*innen ausgewählt, eine*r aus Deutschland und eine*r aus einer Region außerhalb Europas, die in der litauischen und deutschen Kulturlandschaft unterrepräsentiert ist.Für das Programm 2024/25 wählte eine unabhängige Jury aus Absolvent*innen des Rupert-Residenzprogramms, darunter die Künstler*innen Murat Adash, Yiou Penelope Peng und die Kuratorin Kotryna Markevičiūtė, im Beisein der nicht stimmberechtigte Vertreter*innen der Partnerinstitutionen die Künstler Saroot Supasuthivech aus Bangkok, Thailand, und Vanja Smiljanić aus Köln, Deutschland, aus. Beide erhalten finanzielle (Stipendien, Reisekosten und Produktionsmittel), kuratorische und künstlerische Unterstützung bei der Entwicklung ihrer Vorschläge.

Vanja-Smiljanic, Foto: D. Sadrowski Saroot Supasuthivech, Foto: Sareena Sattapon

Die beiden Künstler*innen starten im November 2024 eine einmonatige Recherchephase, gefolgt von einer zweimonatigen Residenz im Dezember und Januar im Kunstzentrum Rupert in Vilnius, Litauen. Im Februar, unmittelbar nach diesem Aufenthalt reisen beide Künstler*innen für drei Wochen nach Köln, zur Akademie der Künste der Welt. Die öffentlichen Veranstaltungen zu Mutual Empathies finden in Vilnius, im Kunstzentrum Rupert und bei anderen lokalen Partnerorganisationen statt, sowie in Köln im Ausstellungsraum ADKDW Studio der Akademie der Künste der Welt, im selbstverwalteten Kunstraum Gold&Beton sowie in anderen lokalen Institutionen. Die Termine und Veranstaltungsorte werden rechtzeitig bekannt gegeben.

Saroot Supasuthivech (Bangkok, Thailand, 1991) erschafft durch die Verbindung von Forschung, Chronologien und unterschiedlichen Perspektiven neue Vorstellungen von Raum. Er untersucht, wie Orte jenseits von Geografie und Politik in Erinnerung und Diskurs verankert und dargestellt werden. Supasuthivech hinterfragt populäre und offizielle Erzählungen, um die Verfälschung und den Verlust von Geschichte, Identität und überlieferten Traditionen zu beleuchten. Durch thematische, ästhetische und erfahrungsbasierte Prozesse nutzt er Installationen, Bilder und Klänge, um intensive, sensorische Hyperrealitäten zu schaffen. Sein Ziel ist es, marginalisierte mündliche Überlieferungen und vergessene Erinnerungen ans Licht zu bringen, das Sakrale heraufzubeschwören und Rituale des Gedenkens zu gestalten.

Spirit-forward in G major, Singapore 2023 Spirit-forward in G major, Singapore 2023

Supasuthivech schloss 2015 sein Bachelor-Studium in Mixed-Media-Kunst an der Silpakorn-Universität in Bangkok ab. Seine jüngste Einzelausstellung „If I can make one wish...“ fand im vergangenen Jahr bei Nova Contemporary (Bangkok, TH) statt. Ebenfalls 2023 wurde er für die NTU Singapore SEA AiR-Kohorte ausgewählt und erhielt ein Stipendium für das Künstlerhaus Bethanien (Berlin, DE). Darüber hinaus war er an Ausstellungen im NTU Centre for Contemporary Art, Singapur (2023), in der „Discoveries“-Sektion der Art Basel Hong Kong (2022) sowie an Vorführungen im MMCA Korea, M+ Hong Kong, MAIIAM Philippines und MCAD Thailand (2021) beteiligt. Supasuthivech lebt und arbeitet in Bangkok.

Sein Vorschlag für das Projekt Mutual Empathies baut auf einer früheren Untersuchung thailändischer Bestattungsriten in der Diaspora auf. Diese dient als Ausgangspunkt, um die legendären Erzählungen baltischer Glaubenssysteme, folkloristischen Gottheiten und regionalen Sakralarchitekturen zu erforschen. Dabei kombiniert er Licht und Klang mit Augmented-Reality-Technologie (AR), um ein immersives und sinnlich erfahrbares Erlebnis zu schaffen.

Vanja Smiljanić (Belgrad, Serbien, 1986) ist eine in Köln und Lissabon lebende bildende Künstlerin und Performancekünstlerin. Ihr Schwerpunkt liegt auf interdisziplinären Projekten, bei denen sie Bildende Kunst, Video und Performance miteinander verknüpft. Sie nutzt häufig das Format der performativen Vorlesung, um fiktive und empirische Welten zu verbinden, und setzt dabei technische Geräte, Diagramme sowie „Sci-Fi-Povera“-Skulpturen ein. Smiljanićs Arbeit erforscht, wie Ideologien als entfremdete Systeme entstehen, wobei sie ihren eigenen Körper als Träger der Erzählungen einsetzt und in ihren Rollen zwischen Orakel und Geschichtenerzählerin wechselt.

Labyrinth riders in disremembering Atlantis, Foto: R. Segata Labyrinth riders in disremembering Altantis

Smiljanić schloss ihr Post-Master-Studium an der A.pass in Brüssel (2015) ab, erwarb einen MFA am Dutch Art Institute in Arnhem (2012) und an der Kunsthochschule für Medien Köln (2019) und ist Absolventin der Fakultät für Bildende Künste in Lissabon (2009). Ihre Arbeiten wurden auf Festivals und in Institutionen wie den Deichtorhallen (Hamburg D), MAXXI (Rom IT), der Kunsthalle Wien (AT), dem Kunsthaus NRW (DE), dem HMKV (Dortmund DE), der KAI10 Arthena Foundation (Düsseldorf DE), dem Schauspiel Köln (DE), der Kunsthalle Düsseldorf (DE), dem Padiglione d'Arte Contemporanea (Mailand IT) und anderen gezeigt.

Smiljanićs Vorschlag für das Mutual Empathies-Programm verknüpft ihre siebenjährige intensive Forschung am Saltonsee im Südwesten der USA (in Zusammenarbeit mit Lukas Marxt) mit hydrologischen Standorten in Vilnius und Köln und bedient sich dabei Schlafliedern als beruhigendes Ritual, um mit den unvermeidlichen Folgen von Klimakatastrophen und ökologischem Kollaps zurechtzukommen.

Mutual Empathies ist ein Programm des Goethe-Instituts, des Rupert Centre for Art, Residencies, and Education und der Akademie der Künste der Welt. Die Ausgabe 2024/25 wird durch die großzügige Unterstützung des Goethe-Instituts Vilnius ermöglicht. Die Residenzprogramme von Rupert werden vom Litauischen Kulturrat und Tech Zity unterstützt. Die Akademie der Künste der Welt wird von der Stadt Köln und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Das Programm Mutual Empathies wird von JL Murtaugh (Kurator, Rupert, Vilnius), Anna Maria Strauß (Leiterin, Goethe-Institut Vilnius) und Paulina Seyfried (strategische Beraterin, Akademie der Künste der Welt, Köln, bis Oktober 2024) konzipiert und geleitet. Die Projektkoordinatorinnen sind Aistė Frismantaitė (Rupert) und Jurgita Mikutytė (Goethe-Institut Vilnius). Die Kommunikation wird von Aistė Marija Stankevičutė (Rupert) und Janna Dittmeyer (Leitung Kommunikation, Akademie der Künste der Welt) geleitet. Die administrative Leitung übernehmen Viktorija Šiaulytė (Leitung, Rupert) und Monika Kerkmann (Geschäftsführung, Akademie der Künste der Welt). Die visuelle Identität von Mutual Empathiesstammt von der Künstlerin und Designerin Marijn Degenaar (Rupert).