Where the Wind Scatters Seeds

• So 09 02 2025 / 15:00 – 20:00 •
TAG 3: Radical Kinship: Reimagining Communities Through Solidarity

Kuratiert von SSCHABO BALBAS, IDIL YAASHI HASSAN, LAN MI LE und SAFIYA YON

Über drei Tage hinweg entsteht ein sorgfältig kuratiertes Filmprogramm, das aus einer interdisziplinären Zusammenarbeit hervorgeht und die Schnittstellen von Erinnerung, Entfremdung und radikaler Solidarität erkundet. Durch die Filme setzt sich das Programm mit kolonialer Gewalt und deren Verzerrungen von Selbst, Gemeinschaft, Zeit und Raum auseinander, während es zugleich den Mut aufbringt, über diese Begrenzungen hinaus zu denken. Ergänzt durch alternative Formen – darunter Essen, Musik, eine interaktive Zeichenecke und einen heilenden Gesprächskreis – wird das Kino zu einem Raum, der ursprüngliche Formen von Zugehörigkeit pflegt. Es reflektiert über das Wesen von Heimat: ihre Präsenz, die Bedeutungen, die sie trägt, und die Leere, die sie in ihrer Abwesenheit hinterlässt.

Die präsentierten Werke befassen sich mit den Akten des Erinnerns und verwandeln Archive in dynamische Räume für Widerstand, Rückgewinnung und tiefgehende Prozesse des Verlernens. Gemeinsam laden sie das Publikum dazu ein, sich mit den Komplexitäten von Geschichte und Zugehörigkeit auseinanderzusetzen und neue Wege des Seins und Verbindens zu entdecken. Das Festival sowie die Programme finden in englischer Sprache statt.

Hier gibt es weiterführende Infos zu Festivaltag 1 und Festivaltag 2.

TAG 3: Radical Kinship: Reimagining Communities Through Solidarity

Die Filme in diesem Programm laden uns ein, die Labyrinthe der kolonialen Gewalt, des Widerstands und der radikalen Fantasie zu durchqueren. Sie erforschen, wie Gemeinschaften jenseits von Unterdrückung und Entfremdung Verbindungen zueinander aufbauen können. Durch die Untersuchung der gemeinsamen Erfahrungen von Gruppen, die in verschiedenen geografischen Kontexten vom Kolonialismus betroffen waren, fördert das Programm die Solidarität zwischen Gemeinschaften, die unter kolonialer Gewalt und deren Folgen leiden.

Ausgehend von der vietnamesischen Diaspora befassen sich die Filme mit erzwungener Migration und kulturellem Überleben und erforschen, wie lebendige Archive durch persönliche Geschichten konstruiert werden. Diese intimen Einblicke stellen dominante, von Machtstrukturen geprägte Erzählungen in Frage, die durch selektives Vergessen aufrechterhalten werden. Diese Arbeiten untersuchen den komplexen Prozess der Identitätsaushandlung „im Bauch der Bestie“. Diese Auseinandersetzung mit der Identität unter dem kolonialen Erbe ist nicht nur ein Akt des Überlebens, sondern auch der Selbstbehauptung in Räumen, die von systemischen Kräften der Kontrolle geprägt sind.

Im zweiten Teil des Programms liegt der Schwerpunkt auf dem Film als Archiv der Resilienz, das Zeugnisse kolonialer Gewalt dokumentiert. Diese Werke unterbrechen etablierte historische Narrative und eröffnen neue Wege, um kollektives Leiden und Widerstand darzustellen. Die Filme fordern dazu auf, die systemischen Bedingungen zu hinterfragen, die die Zeugnisse marginalisierter Subjekte verzerren oder auslöschen, und ermutigen zu neuen Wegen des Zuhörens und Verstehens. Die Leinwand wird zu einem Raum für die Dekonstruktion vergangener und gegenwärtiger Traumata und ermöglicht die Entwicklung alternativer Methoden und Perspektiven für die Dokumentation von Verletzlichkeit.

Der abschließende Abschnitt wendet sich radikalen Vorstellungen aus schwarzen und kurdischen Widerstandsbewegungen zu: Wie könnte eine Welt jenseits des kolonialen Erbes aussehen? Diese Filme stellen sich vor, wie man außerhalb der Strukturen der imperialen Kontrolle leben, schaffen und zusammen sein kann. Durch die Dokumentation revolutionärer Praktiken durchbrechen sie überkommene Hierarchien und schlagen alternative Visionen vor, die auf Gerechtigkeit, Gegenseitigkeit und Befreiung beruhen.

Durch die Darstellung dieser Perspektiven laden die Filme das Publikum dazu ein, Solidarität als Mittel zur Heilung und Transformation zu betrachten.

Programm #1: Living Archives

Kurzfilmprogramm:

Roan (R: Thùy Trang Nguyễn; Deutschland 2019; 12'; Vietnamesisch; englische Untertitel) Eine ältere vietnamesische Großmutter und ihr in Deutschland geborenes Enkelkind verbringen einen ruhigen Tag in ihrer Wohnung und schlagen eine Brücke zwischen den Kulturen und Generationen durch zärtliche Momente, kleine Entdeckungen und tiefgründige Überlegungen zum Leben.

What If (R: Ngọc Anh Phan; Deutschland 2021; Vietnamesisch, Englisch, Deutsche Untertitel) Die Regisseurin Ngọc Anh Phan erforscht die „Was-wäre-wenn“-Situation, in der sich ihre Eltern begegneten, und fügt Erinnerungsfragmente zusammen, um verborgene Schichten der Familiengeschichte aufzudecken.

What The Soil Remembers (R: José Cardoso; 29'; Englisch, Afrikaans, Xhosa, englische Untertitel) What the Soil Remembers untersucht das Trauma einer Gemeinschaft, die während des Apartheidregimes entwurzelt wurde, um Platz für eine Bildungseinrichtung zu schaffen, die zum Synonym für die Gründung weißer Vorherrschaftsideologien wurde. Der Film folgt einer Gruppe von Ältesten, die mit ihrer Herangehensweise an das Problem die Leinwand erhellen. Die kollektive Weisheit und Geduld, die in ihrem Handeln steckt, ist das, was ihnen ein nationalistisches Regime Jahre zuvor gewaltsam wegnehmen wollte.

So 09 02 2025 | 15:00 - 16:00 Uhr
Filmhaus
Maybachstraße 111, 50670 Köln
In englischer Sprache
Tickets gibt es hier

Programm #2: Radical Solidarity

Kurzfilmprogramm:

Letter To Obama (R: Mohanad Salahat; 2014; 6'; Arabisch, englische Untertitel) In einem Flüchtlingslager im Gazastreifen schickten zwei Jungen eine Facebook-Nachricht an Präsident Obama, in der sie ihn aufforderten, die Belagerung zu beenden und mit seiner Frau das Gebiet zu besuchen, um sich ein Bild von der Not zu machen. Da sie keine Antwort erhielten, nahmen sie im Namen der Bewohner des Lagers eine wütende Videobotschaft an ihn auf.

The tank of my sketchbook (R: Sherko Abbas; 2021; 6'; Kurdisch, Englische Untertitel) Der Film mischt gefundene Bilder und Animationen, um den Irak der 1980er Jahre darzustellen, in dem sich Realität und Propaganda vermischten. Er kontrastiert staatlich sanktionierte Karikaturen, die den Krieg verherrlichen, mit der harten Realität, mit der irakische Familien konfrontiert sind, und legt so das anhaltende Trauma einer von Gewalt und Manipulation geprägten Generation offen.

Buurman Abdi (R: Douwe Dijkstra; 2022; 29’, Niederländisch/Somalisch/Englisch, englische Untertitel) Wie kann man eine gewalttätige Vergangenheit verstehen? Der in Somalia geborene Abdi ist Möbeldesigner und Sozialarbeiter. Mit Hilfe seines Nachbarn und Filmemachers Douwe stellt er sein von Krieg und Kriminalität geprägtes Leben nach. Mittels spielerischer Rekonstruktionen in einem Studio für Spezialeffekte begeben sich Abdi und Douwe auf eine offene und investigative Reise durch eine schmerzhafte Geschichte, wobei der kreative Prozess im Mittelpunkt steht.

Graffiti (R: Paria Mohammadi/Rasoul Mohammadi; 2024; 5'; Farsi/Englisch, englische Untertitel) Zwei Filmstudenten, die in zwei verschiedenen Ländern - Iran und Deutschland - leben, interessieren sich für die Wände und Graffiti des Stadtlebens. Deshalb beginnen sie gleichzeitig, die Graffiti in ihren Städten zu filmen. Das Ergebnis ist der experimentelle Kurzfilm Graffiti.

Paper Puppet Testimony (R: Sherko Abbas; 2019; 8'; Kurdisch, englische Untertitel) Der Aufstand der Kurden gegen Saddam Hussein im Jahr 1991, dessen Symbol Amna Suraka - das Rote Gefängnis - ist, war von entscheidender Bedeutung. Der 11-jährige Sherko wurde Zeuge einer erschütternden Szene, die ihn nicht mehr losließ. Jetzt deckt er die zum Schweigen gebrachten Geschichten weiblicher Insassen auf, um verborgene Geschichten zu enthüllen und der Verleugnung durch Erinnerung, Trauma und Gerechtigkeit zu begegnen.

Nebsei (R: Gabrielle Tesfaye; 2023; ; Tigrigna, englische Untertitel) Nebsey, was auf Tigrigna „mein Körper/meine Seele“ bedeutet, ist ein kurzer Animationsfilm, der die Geschichte von Frauen erzählt, die während des Krieges in Tigray mit sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt während des Krieges in Tigray. Der Film ist eine Antwort auf die Forschung zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt während des Tigray-Krieges, seine psychologischen Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Hoffnung auf Versöhnung, Gerechtigkeit und Heilung.

  • Screening im Foyer Voices of Bakur (R: Two Rivers and a Valley; 2019; 32'; Kurdisch, englische Untertitel) Voices of Bakur befasst sich mit der kurdischen Bewegung 2015-2016 in Nordkurdistan, wo südosttürkische Städte ihre Autonomie erklärten. Mit Interviews und verbotenem Filmmaterial beleuchtet der Film den Kampf für demokratische Autonomie, Frauenbefreiung und Selbstverteidigung während eines brutalen Konflikts, der 1.552 Menschenleben forderte.

So 09 02 2025 | 16:00 - 17:50 Uhr
Filmhaus
Maybachstraße 111, 50670 Köln
In englischer Sprache
Tickets gibt es hier

Programm #3: Radical Imagination

17:50 Uhr Kurzfilmprogramm:

Bread of my life (R: Adel Abidin; 2008; 6'; Krein Dialog) In Ägypten wird Brot als Quelle des Lebens verehrt und fast wie ein heiliger Gegenstand behandelt. Es gibt es in verschiedenen Formen, und einmal traf ich auf Brot, das so hart war, dass es eher zum Trommeln als zum Essen geeignet schien. Der Klang, den es erzeugte, war erstaunlich angenehm und ähnelte dem eines Musikinstruments. In dem Video experimentieren vier Perkussionisten, die ihren Lebensunterhalt mit dem Spielen von Rhythmen für Bauchtänzerinnen in ruhigen Nachtclubs (kabarate) verdienen, mit dem Trommeln auf dem Brot, um eine rhythmische Erfahrung zu schaffen.

Cultural Nationalism (R: Skip Norman; 1966; 10’; Englisch, keine Untertitel) Eine stille Szene im Schnee, ein schwarzes Kind im Anorak läuft murmelnd auf die Kamera zu. Die Bilder von Skip Normans kulturellem Nationalismus werden durch einen eindringlichen Monolog des Mitbegründers der Black Panther Party Bobby Seale untermauert.

18:00 Uhr Gesprächskreis:

Die Zukunft der gemeinschaftsübergreifenden Solidarität durch Ahnenerinnerung und radikale Vorstellungskraft neu beleben - Gesprächskreis mit Amdrita Jakupi & Dr. Cucuteni: Gemeinschaftsübergreifende Solidarität durch Ahnenerinnerung und radikale Vorstellungskraft

18:50 Uhr Kurzfilmprogramm:

HERE IS THE IMAGINATION OF THE BLACK RADICAL (R: Rhea Storr; 2020; 10'; Englisch, englische Untertitel) Der Afrofuturismus wird über das bahamaische Volk durch den Junkanoo vermittelt, eine Form des Karnevals auf den Bahamas. Ursprünglich wurde der Junkanoo von den Sklaven gefeiert, die nur am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag frei hatten, und kann als eine Form des Widerstands betrachtet werden.

(kurze Pause, Intervention)

Song Con Song (R: Vi Tường Bùi; 2024; 3'; still) Sóng (Còn Sống) ist eine poetische Reflexion über vietnamesische und queere Identität, in der Wasser Erneuerung und Verbindung symbolisiert. Durch Texturen, Licht und das áo dài schlägt der Film eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft und zelebriert die Schnittmenge von vietnamesisch-amerikanischer und queerer Identität.

Zuhause ist dort wo die sternfrüchte sauer sind (R: Huy Nguyễn; 2023; 24'; Vietnamesisch, Deutsch, englische Untertitel) In Zuhause ist dort wo die sternfrüchte sauer sind erforscht der Regisseur Huy Nguyễn die emotionale Distanz und Nähe in seiner transkontinentalen Beziehung zu seinen Großeltern und bricht das kulturelle Schweigen, um die Bedeutung von Liebe und Verbundenheit über Generationen hinweg aufzudecken.

Frequencies (R: Rebecca Racine Ramershoven; 2024; 6'; Englisch, keine Untertitel) Der Kurzfilm erzählt von Frequenzen schwarzer Kultur in Form von popkulturellen Szenen, prägenden Persönlichkeiten, einer Predigt, Gesang und privatem Archivmaterial, die auf Aspekte schwarzer Kultur verweisen, Erinnerungen reflektieren und eine Gemeinschaft fernab des weißen Blicks offenbaren.

So 09 02 2025 | 17:50 - 20:00 Uhr
Filmhaus
Maybachstraße 111, 50670 Köln
In englischer Sprache
Tickets gibt es hier

Das Filmfestival ist Teil von NEW CURATORS, einem Projekt des Filmhauses Köln und der ADKDW. Gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW und das Kulturamt der Stadt Köln.