Filmprogramm

• Fr 27 09 2024 / 18:00 •
Undoing Images II


Mentor*innen: MADHUSREE DUTTA, MOHAMED GAWAD, ALA YOUNIS

Das Pilotprojekt NEW CURATORS in Zusammenarbeit mit dem Filmhaus Köln präsentiert vom 26. bis 28. September das öffentliche Filmprogramm Undoing Images der Mentor*innen im Filmhaus.

Ala Younis, derzeitige Künstlerische Leitung der Akademie der Künste der Welt, Künstlerin und Architektin, deren Werke durch Recherche, Kuratieren und Kollaboration geprägt sind, präsentiert zusammen mit Madhusree Dutta, Filmemacherin, Autorin und ehemalige Künstlerische Leitung der ADKDW, sowie Mohamed Gawad, Editor und Filmemacher, eine kuratierte Filmauswahl. Die gezeigten Werke beschäftigen sich mit der Dekonstruktion und Rekonstruktion von Bildern.

Das Programm stellt die Auseinandersetzung mit Orten, die Suche nach Materialien und deren Wiederaneignung in den Mittelpunkt. Zudem thematisiert es die Auswirkungen kolonialer Bildwelten und bietet dadurch einen tiefgründigen und vielschichtigen Blick auf Geschichten, die in gängigen Narrativen oft unbeachtet bleiben.

Mit dieser Filmauswahl möchten die Mentor*innen den Widerstand gegen die vermeintliche Unfehlbarkeit des Kinos ausdrücken – insbesondere gegen die Narrative, die durch die Magie der bewegten Bilder geformt werden. Undoing Images lädt das Publikum ein, die Kraft und die Möglichkeiten von Bildern zu hinterfragen und neu zu interpretieren.

Dark Room (2010), Renu Savant

Dieser Film ist ein Experiment mit nicht-narrativen Mitteln, eine Reise durch die Industriegeschichte der Stadt Mumbai und das Kino, das in dieser Stadt entstand. Das Filmbild und die Menschen in dieser Industriestadt, die beide in einer Dialektik von Aufruhr und Entwicklung gefangen sind, schienen mir das Ergebnis eines kontinuierlichen alchemistischen Marsches in Richtung der illusorischen Entwicklungsträume zu sein, die das Markenzeichen des modernen Nationalstaates sind. Dieser Film konstruiert eine Erzählung, die durch die sich verändernden Bilder der Stadt gesehen wird, um eine Geschichte des Filmbildes und der Menschen der Industriestadt zu erzählen, die als ewig auf dem Weg zu einem unbestimmten Ziel gesehen werden, und die beide aus dieser Urbanität, der Industrialität, hervorgehen und gleichzeitig mit und gegen sie kämpfen. Darkroom unternimmt eine Reise durch die chemische Geschichte des Filmbildes und betrachtet dabei die Stadt Mumbai als eine Dialektik von Aufruhr und Entwicklung. Die Arbeit beschäftigt sich mit dem industriell-urbanen Charakter der Stadt und des Kinos. In der Stadt als Dunkelkammer wird das Wasser, das an den Strand kommt, zum Wasser im Trog des Entwicklungslabors und die Filmemulsion zur Kraft des Publikums, das ewig zu seinen vielen Zielen in der Stadt marschiert. Die langsame Alchemie zwischen der Stadt und ihrer Entwicklung spiegelt sich in den Veränderungen des Filmbildes im Laufe der Jahrzehnte wider. Die chemische Stadt und die Industrialität der Bilder verändern sich langsam und werden von den Bildern verschlungen.

Narges Shahid Kalhory, "In the Name of Scheherazade or the First Beergarden in Tehran" (2019) ´75

In the Name of Scheherazade or the First Beergarden in Tehran (2019), Narges Shahid Kalhory

Ein homosexueller Teenager aus Syrien, ein Künstler mit afghanischen Wurzeln und ein iranischstämmiger Bierbrauer „in einer Mischung aus gesellschaftlich relevanter Erzählung und der allerersten Geschichte aus dem Nahen Osten“. Politisch, orientalisch, exotisch - alles, was man sich von einem iranischen Filmemacher wünschen kann? In einer heiter-anarchischen Mischung aus Dokumentarfilm, Fiktion und animierter Rahmenerzählung über den „ersten Geschichtenerzähler der Welt“ stellen sich Narges Kalhor und ihre Protagonisten fremden Erwartungen und eigenen Unsicherheiten. Eli möchte einen Asylantrag stellen, zögert aber, über ihre traumatischen Erlebnisse in Syrien zu sprechen. Sarah ist in Deutschland geboren, wird aber auf ihren Ausstellungen immer wieder auf ihre afghanische „Heimat“ angesprochen. Mahnaz will den ersten Biergarten in Teheran eröffnen, stößt aber auf den Widerstand der iranischen Behörden. Und die Dokumentarfilmerin Narges ist frustriert von ihrem Dozenten, der sie bei der gemeinsamen Sichtung von Filmmaterial dazu drängt, einen Film über ihre eigene Fluchtgeschichte zu drehen. So wie Sheherazade einst das Geschichtenerzählen als Überlebensstrategie brauchte, kämpfen Narges und ihre Schauspieler heute darum, ihre Stimme zu finden und ihre Geschichte zu erzählen. Aber wie kann man etwas sagen, wenn man ständig unterbrochen wird? Der Spielraum der Filmemacherin scheint klein zu sein, wenn man nur ihren kulturellen Hintergrund betrachtet, und das Risiko, von Wut und Trauer aufgefressen zu werden, groß. Am Ende sind es die bewährten Waffen der Komödie - Humor, Chaos, Slapstick -, die Narges und ihrem Film helfen, starre Strukturen zu durchbrechen und Widerstand in Form von kollektivem Lachen zu leisten. Ein Hoch auf das Geschichtenerzählen in schwierigen Zeiten!

Fr 27 09 | 18:00 - 20:00 Uhr
Ort: Filmhaus Köln
Adresse: Maybachstraße 111, 50670 Köln
In englischer Sprache
Tickets sind über das Filmhaus Köln erhältlich
Der Raum ist stufenlos zugänglich