How the leopard got his claws
Von YUSSIF MUSAH
Produktionsassistenz: HANA ČERNIVEC, ŽIGA SEVER
Stellvertretende Produktionsleitung: TORBEN RÖSE
Not Afraid of Art – unter diesem Titel kollaborieren die Akademiemitglieder und internationale Künstler*innen im Rahmen eines dreijährigen Projekts mit der Kölner Kunstszene. Ziel ist es, einen Raum für gemeinsames Lernen zu schaffen und ein Verständnis für das soziale und politische Potenzial der Kunst zu kultivieren.
Die gleichnamige Ausstellung im ADKDW Studio verhandelt die Themen Macht und Angst und zeigt künstlerische Positionen von Barış Doğrusöz, Kanitha Tith, Anastasia Sosunova, Buket Isgören, Žiga Sever.
Zwei Interventionen wurden außerhalb des ADKDW Studios präsentiert: Das Auftragswerk How the Leopard got his claws von Yussif Musah im Rautenstrauch-Joest-Museum bis zum 01 12 2024 und Asithukanga von Isaac Zavale bis zum 01 09 2024 in den Vitrinen des UNG-5, am U-Bahnhof Ebertplatz.
Yussif Musah, geboren 1997, hat Malerei und Bildhauerei in Kumasi, Ghana studiert. Im Auftrag der Akademie der Künste der Welt und in Kooperation mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) hat der ghanaische Künstler Yussif Musah ein eindrucksvolles Wandbild geschaffen, das sich mit den fotografischen Archiven des RJM und des Dokumentationszentrums und Museums für Migration in Deutschland (DOMiD) auseinandersetzt. Das Wandbild ist Teil der Ausstellung Not Afraid of Art und stellt das Ergebnis von Musahs sechsmonatigen, intensiven künstlerischen Recherchen in diesen Archiven dar. Der Titel des Werks ist inspiriert vom gleichnamigen Buch des nigerianischen Autors Chinua Achebe.
Was passiert, wenn fotografische Dokumente der jüngeren Gegenwart mit Fotografien der Kolonialzeit aufeinandertreffen? Welche Verbindungen lassen sich herstellen und welche Kontinuitäten aufzeigen?
Im ersten Raum präsentiert der Künstler eine Reihe von Zeichnungen, die auf Fotografien der Sammlung des DOMiD basieren. Dieses Archiv wurde 1990 von Migrantinnen gegründet, um die fehlende Darstellung der Migrationsgeschichte in Deutschland zu thematisieren, und hat sich zu einer bedeutenden Sammlung von über 150.000 Objekten, Fotografien, Dokumenten und audiovisuellen Medien aus allen Kontinenten entwickelt. Die Arbeiten von Yussif Musah in dieser Reihe befassen sich mit dem Alltag und den Kämpfen von Migrantinnen im Deutschland der späten 1980er bis 2010er Jahre. Die Porträts, insbesondere jene Serie, die Seenotrettungen zeigt, betonen die Menschlichkeit der Geflüchteten und verwandeln die oft als gesichtslos und kollektiv wahrgenommenen Körper in Individuen mit vielfältigen Geschichten.
Der zweite Raum widmet sich der historischen Fotosammlung des RJMs, die eng mit dem Höhepunkt der kolonialen Expansion vom späten 19. bis zum frühen 20. Jahrhundert verbunden ist. Das vierteilige Wandbild stellt Fotografien aus der Kolonialzeit einander gegenüber und verwebt sie so zu einer neuen, fiktiven Erzählung. Zu diesen Bildern, die zwischen 1910 und 1957 aufgenommen wurden, zählen Porträts der königlichen Familie Bamum in Kamerun, architektonische und landschaftliche Szenen aus Kenia, ein Foto zweier südafrikanischer Frauen, ein Porträt einer Frau aus Madagaskar und ein Bild eines kulturellen Objekts aus Papua-Neuguinea.
Durch diese fragmentierte Zusammenstellung von Zeit, Orten und Personen stellt Musah die Migration von Menschen, Wissen und wirtschaftlichem Kapital dar. Der Ozean, ein wiederkehrendes Motiv in seinem Werk, symbolisiert die kolonialen Seewege, über die Fotografien und Objekte in das RJM-Archiv gelangten. Die Migrant*innen und Geflüchteten, die im DOMiD-Archiv dokumentiert sind, durchqueren nun dieselben Routen und schaffen eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Die Wahl schwarzer Kohle als Hauptmedium des Künstlers lenkt die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche. Die Vergänglichkeit der Zeichnungen steht im Kontrast zur Praxis des Sammelns und Bewahrens und korrespondiert gleichzeitig mit dem flüchtigen Charakter von Erinnerungen, die Fotos einzufangen versuchen. Indem Musah seine Figuren überlebensgroß abbildet, zwingt er die Betrachtenden ihre bequeme Position innerhalb des europäischen Selbstverständnisses zu verlassen und schafft stattdessen einen Raum des Unbehagens, der eine tiefere Auseinandersetzung erfordert.
Was bedeutet es, koloniale Bilder zu reproduzieren? Was sind die dominanten Narrative und Bilder zu Migration?
Zur weiteren Kontextualisierung werden die Besucher*innen ermutigt, zusätzliches Forschungs- und Dokumentationsmaterial zu lesen, das im Ausstellungsraum ausliegt.
Laufzeit: Fr 30 08 – So 01 12 2024
Öffnungszeiten: Di – So | 10:00 – 18:00 Uhr
Öffnungszeiten zur Museumsnacht 2024:
Sa 02 11 2024 | 10:00 - 18:00 Uhr und 19:00 - 2:00 Uhr
Führung in englischer Sprache: 20:00 Uhr
Geänderte Öffnungszeiten am Do 07 11 2024 | 10:00 – 17:00 Uhr
Ort: Kitchen, Rautenstrauch-Joest-Museum, 1.OG
Adresse: Cäcilienstraße 29-33, 50676 Köln
Eintritt frei
In Kooperation mit dem Rautenstrauch-Joest Museum.