• Do 06 08 2020 / 19:00 •
radio in between spaces
edition #13
Mit NATHALIE ANGUEZOMO MBA BIKORO, LISTENING AT PUNGWE
Black A(n)thena (Kosmos) von Nathalie Anguezomo Mba Bikoro untersucht Praktiken des Zuhörens und des Radios als Mittel zur Entkolonialisierung und Entschulung des Ohrs vom hegemonialen Hörwissen. Black A(n)thena greift auf Material aus Piraterieradios zurück und verfolgt die verworrene Geschichte deutscher Siedlungen und antikolonialer Kämpfe in Gabun und anderswo. Die Künstler folgen den vielfältigen Spuren des Schriftstellers und Botanikers Adelbert von Chamisso, der als Göttin "Camissonae" auf einer Bananenplantage in Gabun wieder auftaucht, während die Natur den Plantagenarbeitern Zeugnisse und Warnungen übermittelt. Black A(n)thena beruft sich auf die Rolle des wissenschaftlichen Täters und nicht auf die des Einheimischen als Subjekt und reagiert auf die Anfang des 20. Jahrhunderts verwendeten Technologien der Tonaufnahmen und -übertragungen.
Listening at Pungwe – das gemeinsame Projekt der namibischen Historikerin Memory Biwa und des Klangkünstlers Robert Machiri – setzen sich in ihrer radiophonen Lecture Performance „Dzimudzangara: A Spectral Figuration of Archival Voices“ mit deutscher Kolonialgeschichte auseinander. Die Geschichte handelt von Kingigitile ‚Bokero‘ Ngwale, der, besessen vom Geist-Medium Hongo, Kämpfer gegen die deutschen Invasoren rekrutiert. Die Künstler*innen überlagern Vinylaufnahmen aus mehreren Jahrzehnten mit Liedern, Gedichten und momentanen Gesten in die Vergangenheit – und die Performance nimmt unerwartete Wendungen.
Akustische Perspektiven aus dem globalen Süden. Klingende Gastfreundschaft. Zeit, Sound und emanzipatorische Praxis. Radio als Aktivismus.
In Sonic Lectures, Live Performances, Gesprächen, Kompositionen, Dokumentationen und Hörstücken widmet sich radio in between spaces Wechselbeziehungen von Klang, öffentlichem und privatem Raum, aktivistischer und künstlerischer Praxis. Internationale Klangkünstler*innen und experimentelle Musiker*innen, Philosoph*innen und Theoretiker*innen, Kulturkritiker*innen und Journalist*innen verhandeln Fragen von Fremdheit und Nähe, Solidarität und Dissonanz, Vibration und Materialität, Bedeutung und Geräusch, Durchlässigkeit und Widerstand.
Redaktion: THOMAS GLÄSSER, JAN LANGHAMMER, THERESE SCHULEIT, FRANZISKA WINDISCH
Die Programmreihe In Between Spaces widmet sich neuen ästhetischen Hybriden und kulturellen Möglichkeitsräumen zwischen Pop und Avantgarde, Tradition und Experiment. In Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste der Welt fanden 2019 zwei Ausgaben der Reihe statt. In Between Spaces: Mediterranean Crossings widmete sich dem Mittelmeer als Verbindung und flüssige Grenze zwischen Afrika und Europa. In Between Spaces: Indie Idiosyncracies nahm experimentelle Musiken aus Nordafrika und dem Nahen Osten in den Fokus.
radio in between spaces ist eine Zusammenarbeit von ZAM Zentrum für aktuelle Musik e.V. mit der Akademie der Künste der Welt, der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) sowie dem Experimentellen Radio der Bauhaus-Universität Weimar und seinen Projekten bauhaus.fm und shift.fm.