Sci-(no)-Fi
Mit SWOODING ARCHITECTS, ZHENG MAHLER, ANDREAS NIEGL
Kuratiert von MI YOU
Zukunft wird längst nicht mehr nur noch ins Weltall projiziert. Eine gegenwärtigere Vorstellung vom Morgen zeigt Sci-(no)-Fi. Der Ausstellungstitel lässt sich auf verschiedene Weisen lesen: als Science-Fiction, als Science-Non-Fiction und nicht zuletzt als Sino-Fiction, eine spezifisch chinesische Auffassung von Ordnung und Gesellschaft im digitalen Zeitalter. Denn Chinas rasanter Aufstieg zur globalen Supermacht vollzieht sich insbesondere auch technologisch. Vorbei ist die Ära des Kalten Kriegs, in der die Sowjetunion und die USA ihre Systemkonkurrenz über die Definition von Zukunft ins Weltall auslagerten. Der Übergang in die neue Zeit geschieht heute ganz irdisch – durch Technologien, die das Alltags- und Sozialleben vieler Menschen berühren.
Und während der ‚Westen‘ nicht weiß, wie er dem von China vorgelegten Tempo bei aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen begegnen soll – ob mit Herablassung oder Scheu, Angst oder Ignoranz –, blickt Sci-(no)-Fi nüchtern auf das schon ziemlich heutige Morgen.
Die Ausstellung bespielt drei Räume des Academyspace – angefangen mit dem Schaufenster, das zum Eintritt in die Welt der Zukunft einlädt. Den Kern der Schau bildet eine Installation, die die Swooding Architects (Hongkong), ein Team aus Architekten und Stadtplanern, und das Künstler*innenkollektiv Zheng Mahler (Hongkong/Australien) gemeinsam mit Kuratorin Mi You entwickelt haben – ein Hologramm, das den Einfluss künftiger Technologien auf das soziale Miteinander am Beispiel von China und Hongkong ‚greifbar‘ macht. Daneben werden Forschungsergebnisse und Hintergrundinformationen zu der Arbeit anhand von Erzählungen und Raumvorstellungen vom Morgen präsentiert, an denen der Künstler und Forscher Andreas Niegl mitgewirkt hat.
In dem ersten Workshop Speculative Actions mit einem anschließendem 24-stündigen Schreibmarathon geht es darum, Ideen für ‚actionable speculations‘ (‚machbaren Spekulationen‘) zu sammeln und über das, was kommen wird, zu spekulieren. Den Input dafür liefern Vorträge aus verschiedenen Disziplinen, von den Swooding Architects, der Economic Space Agency oder der Künstlerin Aiwen Yin, die über künftige Formen von sozialen Institutionen wie der Ehe nachdenkt.
In einem zweiten Workshop werden schließlich die Erkenntnisse aus Sci-(non)-Fi reflektiert und Konzepte für eine Zukunft diskutiert, in der Hybridität in allen die Gesellschaft betreffenden Feldern (z.B. Ökonomie, Technologie, Stadtplanung, Liebe) selbstverständlich geworden ist.